Was ist die Lichtenberger ® Methode ?

Die Lichtenberger ® Methode hat Ihre Wurzeln in einem universitären Forschungsprojekt der TU Darmstadt. In dieser Grundlagenforschung wurden Zusammenhänge von Körperhaltung und Bewegungen und dem resultierenden Stimmklang untersucht. Daraus entstand die Angewandte Stimmphysiologie und das Lichtenberger Institut bei Darmstadt, begründet von der Sängerin und Gesangspädagogin Gisela Rohmert und ihrem Mann, dem Arbeitswissenschaftler Prof. Dr. Ing. Walter Rohmert.
Dort werden die Zusammenhänge von Klang und Körper praktisch erforscht und didaktisch aufbereitet. Die Zielsetzung des Forschungsprojektes – Ergonomie und Effizienz – wurde zur Keimzelle einer Pädagogik, die den Klang und seine Beziehung zum Körper ganzheitlich betrachtet, und dabei den Kehlkopf als Schlüsselstelle von Sensorik und Motorik ins Zentrum der Aufmerksamkeit nimmt.
Statt mechanistische Ursache-Wirkungs Modelle zu repetieren oder zu kreieren, nahm sich die Lichtenberger Arbeit kybernetische Modelle zur Hand und geht bei der Stimmfunktion von einem Set aus mehreren komplexen, feedbackgesteuerten Systemen aus. Diese sind nicht intellektuell oder analytisch beherrschbar, sondern im doppelten Wortsinn immer nur sinnlich erlebbar. Der singende Mensch begleitet und fördert die Selbstregulation eines komplexen Systems.
Weiterhin geht es um die Auswirkung von mentalen Prozessen auf Stimme und Körper und um Wahrnehmungsschulung für akustische und körperliche Phänomene.
Das Setting der Lichtenberger ® Methode sieht vor, dass der Pädagoge neutrale Klavierklänge vorgibt. Der Schüler singt auf diesem vorgespielten Ton meist eine einfache Vokalfolge auf einer Prime. Es geht hier explizit NICHT um ein sportliches, leistungsorientiertes Ausreizen des möglichen Tonumfangs, wie man es herkömmlicherweise mit Gesangsunterricht verbindet. Stattdessen wird eine prozesshafte Entwicklung verschiedener Klangparameter im „Wohlfühlbereich“ für möglich gehalten. Der Lehrer gibt sprachliches Feedback zum Klanggeschehen und setzt gezielte Stimulationen zur Veränderung von Klang bzw. Körpereinsatz ein. Da beim Singen meist eine leichte Trance einsetzt, können die Sprachimpulse oft direkt das Unbewusste bzw. körperliche Instanzen ansprechen, ohne den „Umweg“ über den bewussten Verstand.
Die anschließende bewusste Unterschiedsbildung und die Versprachlichung der Sinneseindrücke kann dabei helfen, das Bewusstsein für Klang und Körper zu entwickeln und dem System Entwicklung „hin zum Besseren“  zu ermöglichen.
Die Lichtenberger Stimmbildung führt im Hier-und-Jetzt in ein Körper- und Klangerleben auf Empfindungsebene. Es geht auf beiden Seiten (beim Schüler und beim Lehrer) um Feinstwahrnehmung von Entwicklung und Veränderung im Klang – um funktionales Hören als Voraussetzung für funktionales Singen und Sprechen. (Text: Ulrich Fischer)

Literatur:

Feuerstein, Uta: Stimmig sein – Die Selbstregulation der Stimme in Gesang & Stimmtherapie, Paderborn, 2000

Rohmert, Gisela: Der Sänger auf dem Weg zum Klang – Lichtenberger Musikpädagogische Vorlesungen, 1994 (4. Aufage – vergriffen)

Rohmert, Gisela, Landzettel, Martin: Lichtenberger Dokumentationen – Erkenntnisse aus Theorie und Praxis der Physiologie des Singens, Sprechens und Instrumentalspiels – Band I
Lichtenberger – Verlag, Lichtenberg 2015

Rohmert, Gisela, Landzettel, Martin: Lichtenberger Dokumentationen – Erkenntnisse aus Theorie und Praxis der Physiologie des Singens, Sprechens und Instrumentalspiels – Band II
Lichtenberger – Verlag, Lichtenberg 2016

Rohmert, Gisela, Landzettel, Martin: Lichtenberger Dokumentationen – Erkenntnisse aus Theorie und Praxis der Physiologie des Singens, Sprechens und Instrumentalspiels – Band III
Lichtenberger – Verlag, Lichtenberg 2017

Sowodniok, Ulrike: Stimmklang und Freiheit: Zur auditiven Wissenschaft des Körpers (Kultur- und Medientheorie)
transcript Verlag, Bielefeld 2013

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